Als Family Officer, also als Betreuer großer Vermögen, läuten bei mir sehr viele sonore und sympathische Vertriebsstimmen an, um mir einzigartige und nur für meine Mandanten bestimmte Finanzprodukte nahezubringen, mit anderen Worten mir evtl. andrehen zu können.
Eine solche bemerkenswerte bzw. dumme Vertriebsinitiative bot mir ein Finanzprodukt an, welches beginnend mit € 15 Millionen innerhalb von 3 Monaten € 20 Millionen erwirtschaften würde. Und diese Investition wäre zu 100% von der Allianz AG abgesichert.
Grundsätzlich sind mir solche Angebote mehr als suspekt, dennoch hat dieses Angebot in mir eine gewisse Neugierde geweckt, so dass ich um die Präsentation dieser „Investment Opportunity“ gebeten habe. Allerdings kann der Inhalt dieser mir auch in Englischer Sprache zugesandten Präsentation als sehr dürftig bezeichnet werden, bzw. gab mir keinen Anlass, diese “Investment Opportunity” meinen Mandanten vorzustellen, geschweige denn zu empfehlen.
Angesprochen wurde ich von einem CEO einer Firma auf den Cayman Inseln, welche letztlich als Vermittler von Investoren auftritt. Nachdem ich Interesse bekundet habe, wurde ich an einen weiteren Vermittler gereicht, einer Aktiengesellschaft in Baden-Württemberg. Diese „Aktiengesellschaft“ hat per 31.12.2011 eine Bilanzsumme von rd. € 157.000 sowie ein Negativkapital von rd. € 45.000 (also auf der falschen Seite der Bilanz) ausgewiesen, die Ertragslage ist mit rd. € 15.000 zwar positiv, aber recht gering. Die Bilanzen für 2012, 2013 und 2014 waren nur gegen Gebühr zu erhalten, diese habe ich mir aber erspart.
Das Geschäftskonzept dieser Aktiengesellschaft beinhaltet eine Reihe von Beratungsleistungen im Unternehmenskundenbereich mit einem großen Bauchladen, wie z.B. Strategieberatung, Analyse von Unternehmenstrukturen, Restrukturierung inkl. Kapitalbeschaffung usw.
Diese Aktiengesellschaft hatte das Mandat zur Investoren-Akquise, wobei es sich anscheinend um eine „bereits gesicherte Zusage für ein in der EU geprüftes (EZB Bank) Fondsinvestmentprogramm zur Platzierung“ handeln soll. Das damit eingesammelte Kapital soll nun „ausschließlich mit EU gesichertem und durch die EZB Bank als prüfende Institution gehebelt werden“.
Mit dieser Formulierung wird schon klar, dass dieses Angebot eigentlich in den Papierkorb gehört. Hier wird suggeriert, dass die EZB, also die Europäische Zentralbank, dieses Produkt überprüft, womit ein seriöser Touch in dieses Angebot kommen soll.
Um es dem Investor noch schmackhafter zu machen, soll diese Investition „mit Urkunde des Kapitals (?) durch die Allianz AG“ abgesichert werden.
Nähere Auskünfte dazu wollte man mir hierzu erst dann geben, wenn ich dieser Aktiengesellschaft einen Kapitalnachweis von mindestens € 15 Mio eines Mandanten in Form eines Kontoauszuges erbringen würde. Prüfung dieses Kapitalnachweises würde in der Regel 5 Arbeitstage in Anspruch nehmen.
Letztlich wird damit von mir die Preisgabe eines sehr wohlhabenden Mandanten verlangt ohne irgendwelche Substanz zu dem angedeuteten Investment zu erhalten. Das ist unseriös.
Auf meine telefonische Anfrage, warum dieser CEO dieses “ohne Risiko Investment” nicht selber vornimmt, bzw. sich einen Kredit bei seiner Bank geben lässt, die 100%ige Absicherung des Investments durch die Allianz AG dann an sein Bank abtritt, wurde mit nicht möglichen „In-sich-Geschäften“ und dem Unverständnis seiner Hausbank, die Haspa, erwidert. Außerdem wäre die Absicherung durch die Allianz AG hinfällig geworden (was zu erwarten war!), man aber die Absicherung anders darstellen könne.
Diese würde dann wie folgt aussehen:
- Es wird ein Konto auf den Namen dieses CEO`s vermutlich auf den (Caymen Islands) eröffnet mit der Maßgabe, dass
- dieser CEO über das Kontoguthaben nur mit Einverständnis des Geldgebers verfügen darf.
Da dieses Geld aber investiert werden soll, womit es das Konto verlassen müsste für diese Investition, wäre das für mich keine Absicherung, so dass ich diese neuen Konstruktion als wiederum als unseriös empfand und dies auch so geäußert habe.
Daraufhin wünschte mir dieser CEO einen schönen Tag und legte auf.
Fazit:
Anscheinend hat dieser CEO dadurch gemerkt, dass er es hier mit einem Fachmann zu tun hatte und somit dieses Angebot nicht unterbringen konnte.
Hier wird versucht, Kapital entweder weiß oder schwarz (eher schwarz) für obskure Geschäfte einzusammeln bei einer mehr als unsicheren Absicherung, deren Ergebnis nur der Verlust von Kapital bedeuten kann.
Leider wird es für solche von der Gier geweckte Geschäfte genug Dumme geben, die diesem Angebot folgen und Geld verlieren werden. Dummheit stirbt leider nicht aus.
Anmerkung: Für interessierte Leser gebe ich gerne auf persönliche Anfrage die Namen dieser Vertriebsleute bekannt.
10. Mai 2016
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch http://www.emde-fiveko.de