Kulturwandel Banken: Resümee

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Betrachtet man die derzeitigen Presseinformationen aller Banken, wird das Investmentbanking in allen Banken mehr oder minder gestärkt. Selbst kleine Privatbanken wie das ehrwürdige Bankhaus Lampe hat jetzt einen Investmentbanker in die Führungsriege berufen zwecks Stärkung des Kapitalmarktgeschäftes mit den mittelständischen Kunden, eine Umschreibung für das Investmentbanking.

Ist das alles ein Kulturwandel der Banken?

Ich glaube, dass derzeit eine gigantische Desinformationskampagne stattfindet und ein Doppelspiel gespielt wird, welche dem Anleger einerseits eine reuige Finanzindustrie vorgaukeln soll, um anderer­seits mit Hilfe der geheimen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, welche kein Banker mit Kulturwandels­ab­sichten in den Mund genommen hat, dem Anleger noch weiter und noch mehr sein Geld aus seiner Tasche ziehen zu können.

Es ist eher ein Kulturwandel zu mehr Investmentbanking, zu mehr strukturierten Finanzprodukten und somit zu mehr Spekulationen, zwar nicht nur auf der Bankenebene sondern immer mehr zur Kunden­ebene, wodurch die Investmentbanker genauso gut verdienen als bisher. Dabei helfen die niedrigen, von der Politik herunter gedrückten Zinsen fabelhaft, den Rendite- Leidensdruck zu erhöhen zwecks Umleitung auf die strukturierten Finanz­produkte und deren leere Renditeversprechungen, die alles und nichts enthalten können.

Die Politik, die US-amerikanische Zentralbank (FED) sowie die Europäische Zentralbank (EZB), welche von einem italienischen Investmentbanker namens Draghi geleitet und stark beeinflusst wird, leistet somit eine Steilvorlage für die konzertierte strukturierte Ausbeutung der Anleger, ja der Bürger, denn nicht nur die Reichen sind davon betroffen, sondern hauptsächlich die Masse der Normalbürger.

Hier findet eine klassische Umverteilung von Vermögen auf nur wenige Personen der Finanzindustrie mit Hilfe des gesamten Derivateinstrumentariums statt. Die Schar der Investmentbanker entwickelt sich somit zu einer neuen „Adels­schicht“, die in der Vergangenheit ihr Vermögen auf der Ausbeutung und dem Leid der ihr Untergebenen aufgebaut hatte, genauso wie es die Investmentbanker derzeit mit ihren strukturierten Finanz­produkten sukzessive vollziehen.

Die hier beispielhaft aufgeführten Banken könnten um sämtliche Namen der europäischen Bankenlandschaft erweitert werden, egal ob es jetzt die UniCredit, deren Homepage nur so von strukturierten Finanzprodukten wim­melt, oder „seriöse“ Privatbanken sind. Sie alle aufzuführen, würde zu zahllosen Beiträgen in diesem Blog führen. Wo man hinschaut, erobern unverändert die Investmentbanker mit ihrer strukturierten Finanz­produktdenke die Bankenlandschaft und prahlen sogar damit.

Selbst die primär auf das Anlagegeschäft ausgerichtete und bisher honorige Berenberg Bank ließ in 2013 verlauten, dass sie mit den Invest­mentbankern das viertbeste Jahresergebnis in ihrer Geschichte eingefahren hat. Beigetragen haben sollen hierzu die Börsengänge und der Aktienhandel, was immer das heißen mag.

Bei einer im Handelsblatt veröffentlichten „Profi-Anlage­empfehlung“ des Leiters des Private Banking und Asset Management- Bereiches der Berenberg Bank wurden neben den traditionellen Anlageklassen auch alternative Investments als Bei­mischung als interessant herausgestellt, weil sie das Chance-Risiko-Profil (?) eines Portfolios verbessern können. Die gesamte „Profi-Anlageempfehlung“ bezog sich dann in diesem Artikel nur auf die alternativen Investments. Es wurde von Risiko­diversifikation, Asset-Allokation, Optimierung der Portfoliorendite, Korrelationen, Synergien bei der Risikodiversifikation usw. ge­sprochen, letztlich das gesamte Investmentbanking – Vokabular herunter geleiert und damit der Anleger auf das gesamte Sammel­surium der Investmentbanking – Produkte eingeschworen.

Hier einige Beispiele:

  • Source ETC auf den Index S&P GSCI Industrial Metals Index (wer stellt diesen täglich zusammen?), welches aber eine Inhaberschuldverschreibung sein soll, mit denen Anleger ohne Terminkontrakte oder mittels physischem Erwerbs an der Wertentwicklung von Rohstoffen partizipieren können = Wettschein.
  • ETC Xetra-Gold der Deutsche Börse
  • Investments in „Catastrophe Bonds“, also Anleihen die von Versicherern oder Rückversicherern zur Absicherung von deren Extremrisiken begeben werden. An­merkung: die Profis, die solche Risiken einschätzen können, wollen sie loswerden. Warum wohl?
  • Investments in den BSF European Absolute Return D2 von Blackrock, der auf eine absolute positive Rendite unabhängig von den Marktbewegungen abzielt (?). Anmerkung: dann kann man sich auch eine Bundesanleihe kaufen.

Aktuell wurden jetzt vom „Global Chief Investment Officer“  in seiner “Profi-Anlageempfehlung” Schwellenländeranleihen in US$ natürlich in Form von drei entsprechenden Fonds empfohlen, und zwar von der Axa (Ausgabeaufschlag 0%,Verwaltungsgebühr 0,55%), Muzenich (Ausgabeaufschlag 2%, Verwaltungsgebühr 0,5%)  und Berenberg (Ausgabeaufschlag 5%, Verwaltungsgebühr 0,25%), und das in einer Zeit, in welcher die hohen Risiken und Verluste dieser als Wunderwaffe des Anlagespektrums gepriesenen modischen Schwellenländerpapiere brutal offenbar wurden. Hier würde sich der Anleger das unübersehbare Schwellenländerrisiko und US$ Risiko einkaufen, ganz zu schweigen vom Risiko des unbekannten Fondsmanagements und dessen evtl. Fehlinvestitionen. Anmerkung: Die Nichtberechnung eines Ausgabeaufschlages bedeutet keinen günstigen Einkauf, dieser kann sogar teurer sein durch eine kaum nachprüfbare entsprechende Gestaltung des Kurses.

Diese Beispiele zeigen, dass auch die „honorigen“ Privatbanken diese fraglichen Anlagen feilbieten und nur zu dem einen Zweck, hohe (Vertriebs)Provisionenen außerhalb des Blickfeldes des Anlegers vereinnahmen zu können.

Selbst ein ehemaliges hochrangiges Mitglied der Bundesbank, die Juristin und Vizechefin Sabine Lautenschläger, hauptverantwortlich zuständig für die Aufsicht über Großbanken und ausgewählte Kreditbanken, zuletzt von 2008 bis 2011 Exekutivdirektorin Bankenaufsicht, nunmehr seit Januar 2014 Direktoriumsmitglied der EZB, kritisiert nur die Symptome und nicht die Ursache dieses Strukturierungswahnsinns = strukturierte Ausbeutung.

Kein Geringerer als Herr Anju Jain hat im Zusammenhang mit dem LIBOR-Skandal geäußert, dass man eine Kultur, die sich über Jahr­zehnte entwickelt hat (mit seinem wesentlichen Beitrag), nicht über Nacht geändert werden kann (Anmerkung:und daher weiter betrieben wird). Frage ist nur, welche Kultur er ändern will?

Die Auswirkung dieses ungesunden Mischmasch-Verkaufs wird sich spätestens beim nächsten Finanzcrash zeigen und vielen Anlegern, die an die Aussagen der Produktverkäufer geglaubt haben oder dem Aberglauben verfallen sind, dass Geld für sie arbeiten muss, die Augen öffnen und zwar brutal.

Der propagierte Kulturwandel ist dann einer, wenn man wieder zu den seriösen Wurzeln des Bankgeschäftes zurückkehrt und die strukturierten Finanzprodukte sogar ganz verbietet und damit der weltweit immensen strukturierten Ausbeutung der Bürger deut­liche Grenzen setzt. Damit würden sich auch keine irrwitzigen Ver­dienstmöglichkeiten einiger weniger Investmentbanker /­ Händler ergeben und die Boni-Diskussion wäre überflüssig. Im Übrigen lässt sich daran der Ausbeutungsgrad in etwa in Zahlen messen.

Die Rückbesinnung auf ein seriöses Bankgeschäft ist sicherlich ein sehr frommer Wunsch und ich fürchte, nicht mehr durchführbar, dafür sind die Strukturen schon viel zu stark auf Spekulation aus­gerichtet und damit der (menschlichen) Gier und Unwissenheit der Menschen eine zu breite Entfaltungsmöglichkeit gegeben. Jeder Anleger sollte sich dessen bewusst sein und sein Vermögen auf eine sichere und nachhaltige Basis stellen, auch wenn sich damit keine großen Renditen derzeit erzielen lassen und  entsprechenden, sehr zahlreichen Sirenen nicht zuhören.

Mit meiner Einschätzung eines seriösen Bankings scheine ich aber nicht alleine zu stehen. Selbst aus dem Hause Ernst & Young wird konstatiert, dass die Herausforderung für die Banken darin be­stehe, ein stabiles und seriöses Kreditgeschäft zu schaffen.

Dem wäre nichts mehr hinzuzufügen.

5.Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

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