Geschäftsfelder Investmentbanken: Mit diesem Geschäftsbereich stellte sich das Investmentbanking in der breiten Öffentlichkeit zunächst vor. Es ist eine Dienstleistungseinheit, welche kauf- und verkaufswillige Unternehmer in der Abwicklung dieses Vorgangs berät, ebenso bei Fusionen (beide Seiten stimmen zu) oder Übernahmen, welche in vielen Fällen feindlicher Art sind, da der zu Übernehmende aus den unterschiedlichsten Gründen mit dem kaufwilligen Unternehmen nicht zusammengehen will.
Zunächst akquiriert/bewirbt (deshalb „Acquisition) diese Einheit Unternehmen, welche entweder kaufen oder verkaufen oder sich mit einem anderen Unternehmen – aus Gründen wie auch immer – zusammenschließen / fusionieren wollen. Grundlage für den dann verhandelten Kaufpreis sind die meistens von diesen Abteilungen erstellten Unternehmensbewertungen, welche je nach Beauftragung unterschiedlich hoch oder niedrig ausfallen können und führen dann im Auftrag ihres Kunden die entsprechenden Verhandlungen.
So kann es dann vorkommen, dass sich zwei M&A Abteilungen von unterschiedlichen Investmentbanken gegenübersitzen und Strategien bis zum
Erbrechen auf beiden Seiten gefahren und verworfen werden. Entweder unterstützt eine solche Einheit das kaufwillige Unternehmen oder sie wird gerufen, um Strategien und Maßnahmen zur Abwehr einer feindlichen Übernahme, die eine andere M&A Einheit aufgestellt hat, zu entwerfen.
Bei diesem Geschäft sind Kaufpreisvolumina von einigen hundert Millionen, bzw. einigen Milliarden keine Seltenheit. Die Vergütungen dieser M & A Abteilungen richten sich zum einen nach der Konjunkturlage dieser Branche, d. h. nach der Nachfrage zu solchen Leistungen und zum anderen nach der Expertise und Professionalität dieser Einheit und liegen in der Regel bei 4-5 % +x des Transaktionsvolumens.
Hier eine Auswahl von großen Übernahmen und Fusionen der letzten Jahre (entnommen aus Wikipedia):
Jahre | Käufer | Ziel | Transaktionswert |
1998 | Daimler Benz | Chrysler | 35 Mrd. € |
1998 | Exxon | Mobil Oil | 85 Mrd.US$ |
2000 | Vodafone | Mannesmann | 203 Mrd.US$ |
2000 | Time Warner | AOL | 182 Mrd.US$ |
2000 | Pfizer | Warner Lambert | 89 Mrd. US$ |
2002 | Pfizer | Pharmacia Corporation | 59 Mrd US$ |
2007 | Royal Bank of Scotland | ABN AMRO Holding | 91 Mrd. US$ |
2000 | Glaxo Wellcome PLC | SmithKline Beecham | 76 Mrd. US$ |
2004 | Royal Dutch | Shell Transport & Trading | 75 Mrd. US$ |
2006 | AT & T | Bell South Corp. | 73 Mrd. US$ |
2004 | Sanofi | Aventis | 60 Mrd. US$ |
Die Höhe dieser Transaktionsvolumina bescherte den Banken bei den erwähnten Provisionssätzen einen reinen Geldsegen, aber nicht nur für diese M & A Dienstleistung, sondern auch für die dann nachfolgenden Finanzierungen, entweder in einer Lead-Position (Führungsposition mit den höchsten Provisionssätzen), die eine Strukturierung der Gesamtfinanzierung beinhaltetet oder als Co-Leader (mit deutlich geringeren Provisionssätzen). Und wenn es „ungünstig“ läuft nur als Finanzierungspartner, welcher dann aber immer noch kräftige Zins- und Provisionseinnahmen verbuchen kann.
Die Einnahmemöglichkeiten der Banken waren in solchen Fällen extrem hoch und nahmen nicht selten 9 – 10-stellige Summen ein, verführten aber wiederum diese Institute, diese Verbriefungsmöglichkeiten und die daraus entstehenden verschiedenen Anlagevehikel des Anlagemarktes den Unternehmen minderer Bonität nur zum Zwecke ihrer Provisionseinnahmen zur Verfügung zu stellen. Derzeit kann man eine ähnliche Entwicklung bei den „Anleihen mittelständischer Unternehmen“ beobachten (siehe Kapitel Mittelstand in Gefahr“)
Zu meiner Zeit in Frankfurt (1988 bis 1991) bekam ich hautnah die Übernahme von Kraft Foods durch Philip Morris im so genannten Konzernstab Kredite, der damaligen Kaderschmiede der Dresdner Bank mit, in welcher die künftigen Führungskräfte für ihre Aufgaben vorbereitet oder besser gestriezt wurden. Es war mit US$ 11,6 Milliarden Transaktionsvolumen die damals größte freundliche Übernahme und eine Sensation, verglichen mit den oben erwähnten Übernahmen sind das aber „peanuts“, um in der Bankersprache zu bleiben.
Juli 2013
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch http://www.emde-fiveko.de