Vorboten der nächsten Banken- und Finanzkrise

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Erinnern wir uns daran, dass die Finanz-  und immer noch schwärende Schuldenkrise das Ergebnis eines ausgeuferten Investmentbankings ohne Ethik, Anstand und Moral war, in der sämtliche rote Linien überschritten wurden und die Anleger weltweit, insbesondere in Europa, massenhaft abgezockt, oder wie es so schön im Jargon der Investmentbanker heißt, gemolken wurden. Alle, auch die europäischen Banken wollten an den hohen Erträgen der angelsächsischen Investmentbanken teilhaben und merkten dabei nicht, dass ihre Unwissenheit und Gutgläubigkeit die Gründe für die hohe Erträge dieser Bankenbranche waren.

Stolz wurden von diesen pro Quartal einige Milliarden Nettogewinne verkündet und alle, auch die Wirtschaftspresse, überschlugen sich mit einer positiven Berichterstattung darüber, eine neue Zeit der innovativen Finanzprodukte war angebrochen. Das traditionelle Bankgeschäft und deren Expertise geriet immer mehr in den Hintergrund, die wesentlichen Schaltstellen in den Banken wurden sukzessive durch junge und schnöselige Investmentbanker besetzt, auch eine Folge der Beratungsleistungen angelsächsischer Unternehmensberatungsgesellschaften wie McKinsey und Boston Consult, den damaligen Vorbereitern für solche Bankenstrukturen und damit Vorboten der Finanzkrise. Jedoch wurde keinem so richtig klar, dass diese hohen Gewinne letztlich die Kunden dieser Banken bezahlen mussten, d.h. viele Vermögensmilliarden wechselten strukturiert den Eigentümer. Der Vorteil des einen, ist der Nachteil des anderen. Dieser Grundsatz wurde total ausgeblendet.

Erst mit der Pleite von Lehmann Brothers Ende 2008 fand dieses Hütchen – Spiel ein Ende und vielen wurde klar, dass sie nicht haltbaren Versprechungen der Investmentbanken aufgesessen waren, hohe Verluste waren die Folge. Banken mussten von staatlicher Seite massenweise gerettet werden, die Konjunktur der Weltwirtschaft stürzte in den Keller und nur mit massiver Hilfe der Staaten weltweit, u.a. über längere Kurzarbeitsperioden in Deutschland, konnte die Wirtschaft wieder so langsam Fuß fassen.

In dieser Zeit keimte die Hoffnung auf, dass die Banken nunmehr vernünftig werden und die Kernursache dieser Misere, das Investmentbanking, links liegen lassen würden. Verstärkt wurde diese Hoffnung durch den überall ausgerufenen „Kulturwandel“ der Banken, welcher sich allerdings bei näherem Hinsehen als ein reiner Marktinggag und eine gigantische Desinformationspolitik herausstellte, um weiterhin das für sie lukrative, aber für die Anleger desaströse Investmentbanking betreiben und deren strukturierte Finanzprodukte vertreiben zu können (hierzu in den folgenden Tagen entsprechende Beiträge).

Zwischenzeitlich wurden höchste Stellen der Finanz- und Bankenbranche von Investmentbankern und deren Ideologie besetzt. Herr Draghi, nunmehr Präsident der EZB, war Vizepräsident bei Goldmann Sachs, dem Oberinstitut der Investmentbanken, Herr Anju Jain leitete in der Blütezeit des Investmentbankings diesen auch von ihm aufgebauten wichtigen Bereich der Deutsche Bank (verantwortlich für 70 – 80% der Bilanzsumme und des Ertrages) und ist nun Co-Vorstandssprecher dieser Bank. Und der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutsche Bank, Herr Achleitner baute u.a. Goldmann Sachs in Deutschland auf und war in der Zeit des Niedergangs der Dresdner Bank, der CFO der diese Beteiligung haltenden Allianz. Schaut man sich in der übrigen Bankenwelt um, fällt einem der Einzug der Investmentbanker in alle möglichen Banken, auch bei Privatbanken und bei den Spitzeninstituten der Sparkassen und Volksbanken, in die jeweiligen Geschäftleitungsebenen auf. Selbst bei der Deutschen Bundesbank hat sich ein Investmentbanker, Herr Dombret,  breit gemacht und wird nicht müde, die deutsche Bankenwelt auf das provisionsträchtige Wertpapiergeschäft = Investmentbankprodukte einzuschwören.

Und nun kam McKinsey wiederum mit einer Studie auf dem Markt, welche den Banken eine zu schwache Ertragslage attestierte. Ähnliche Studien hatten die konkurrierenden  Unternehmensberatungsgesellschaften Boston Consult und Bain, allesamt ebenfalls tief verwurzelt im Investmentbanking, auch schon auf dem Markt gebracht und waren letztlich auch die Grundlagen, auf die sich Herr Dombret stützte.

Letztlich wollen diese Vorboten der nächsten Banken- und Finanzkrise die Banken mit solchen Studien wieder auf dieses Geschäftsmodell des Investmentbankings einschwören und somit dem traditionellen Bankgeschäft den Todesstoß versetzen. Das Investmentbanking hatte in den vergangenen zwei Jahrhunderten schon mehrmals Finanzkrisen ausgelöst und wird sie auch in Zukunft wieder auslösen.

Heute veröffentlichte Pressemeldungen, wonach die Deutsche Bank ihre Mehrheitsbeteiligung an der Postbank, eine Bank mit traditionellem Bankgeschäft und mit nur einem Anteil von 10% an deren Konzern-Bilanzsumme, zwecks Verbesserung der sehr niedrigen Konzern-Eigenkapitalquote von nur 3,3%, evtl. wieder verkaufen will, deuten auf  eine verstärkte Geschäftstätigkeit zu Gunsten des Investmentbankings und damit auf einen Anstieg der Verkaufsaktivitäten vieler „Mischmaschprodukte“ auf dem Risiko – Rücken der Anleger und unserer Lebensvorsorge an.

Man hat nichts gelernt. Alles wiederholt sich.

19. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

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