Zinsswaps

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Zinsswaps:

Bei langfristigen Finanzierungen der Unternehmen bieten die Banken statt festen Zinssätzen für die gesamte Laufzeit sehr gerne Zinsswaps an mit der Begründung, dass es sich hier auch um einen Zins – Festsatz handelt, aber nur in synthetischer Form.

Dass dies nicht der Fall ist, ergibt sich mittlerweile aus dem Kredithandling der Banken, die Kreditzinsen von der Bonität des Kreditnehmers und somit vom jeweiligen Ratingsystem abhängig zu machen.

Ein Zinsswap baut auf drei Bausteinen auf (Beispiel dargestellt mit Zinssätzen der Vergangenheit):

1. Baustein: Das Grundgeschäft:

Beim Grundgeschäft  handelt es sich bspw. um einen Tilgungskredit mit einer variablen Verzinsung auf Basis des Euribor Zinssatzes, nehmen wir hier den 3 Monats Euribor Zinssatz, auf den dann die vereinbarte Bankmarge hinzu addiert wird.

Kalkulation Grundgeschäft Darlehen € 2 Mio. /Zinssatz 3 M Euribor + Marge / Zinsberechnungsmethode act / 360
Darlehensbetrag Periodenbeginn Periodenende Tage 3M Euribor in % Bankmarge in % Zinssatz insges.       in % Zinsbetrag/ Zinsaufwand
2.000.000 28.06.11 28.09.11 92 1,534 1,75 3,28 -16.784
2.000.000 28.09.11 28.12.11 91 1,500 1,75 3,25 -16.430
1.335.000 28.12.11 28.03.12 91 1,450 1,75 3,20 -10.798
1.335.000 28.03.12 28.06.12 92 1,400 1,75 3,15 -10.746
1.335.000 28.06.12 28.09.12 92 1,400 1,75 3,15 -10.746
1.335.000 28.09.12 28.12.12 91 1,420 1,75 3,17 -10.697
670.000 28.12.12 28.03.13 90 1,480 1,75 3,23 -5.410
670.000 28.03.13 28.06.13 92 1,500 1,75 3,25 -5.564
670.000 28.06.13 30.09.13 94 1,550 1,75 3,30 -5.773
670.000 30.09.13 31.12.13 92 1,600 1,75 3,35 -5.735
917 insgesamt -98.689

2.Baustein: (Teil des Zinsswaps):

Rückzahlung der angefallenen Euribor-Zinsen (ohne Bankmarge) durch die Bank. 

Darlehensbetrag Periodenbeginn Periodenende Tage Fester Zinssatz         in % Tage Zinsbetrag
2.000.000 28.06.11 28.09.11 92 1,48 92 -7.564
2.000.000 28.09.11 28.12.11 91 1,48 91 -7.482
1.335.000 28.12.11 28.03.12 91 1,48 91 -4.994
1.335.000 28.03.12 28.06.12 92 1,48 92 -5.049
1.335.000 28.06.12 28.09.12 92 1,48 92 -5.049
1.335.000 28.09.12 28.12.12 91 1,48 91 -4.994
670.000 28.12.12 28.03.13 90 1,48 90 -2.479
670.000 28.03.13 28.06.13 92 1,48 92 -2.534
670.000 28.06.13 30.09.13 94 1,48 94 -2.589
670.000 30.09.13 31.12.13 92 1,48 92 -2.534
917 insgesamt -45.270

 

  1. Baustein: (Teil des Zinsswaps):

Die Bank berechnet einen festen Zinssatz, der deutlich unter dem derzeit gültigen liegt und auf dem Swapmarkt  zum dann gültigen Festsatz refinanziert/eingekauft wird und in der Regel mit einer Marge für die Bank versehen ist.

Darlehensbetrag Periodenbeginn Perioden ende Tage Fester Zinssatz         in % Tage Zinsbetrag
2.000.000 28.06.11 28.09.11 92 1,48 92 -7.564
2.000.000 28.09.11 28.12.11 91 1,48 91 -7.482
1.335.000 28.12.11 28.03.12 91 1,48 91 -4.994
1.335.000 28.03.12 28.06.12 92 1,48 92 -5.049
1.335.000 28.06.12 28.09.12 92 1,48 92 -5.049
1.335.000 28.09.12 28.12.12 91 1,48 91 -4.994
670.000 28.12.12 28.03.13 90 1,48 90 -2.479
670.000 28.03.13 28.06.13 92 1,48 92 -2.534
670.000 28.06.13 30.09.13 94 1,48 94 -2.589
670.000 30.09.13 31.12.13 92 1,48 92 -2.534
917 insgesamt -45.270

 

Um nun den endgültigen Zinssatz für dieses Darlehen über die drei Bausteine des Zinsswaps ermitteln zu können, müssen die Zinsbelastungen und Zinsvergütungen zusammen addiert werden und aus der addierten Summe der Zinssatz mit Bezug auf die Kreditsumme berechnet werden:

Kreditbetrag Zinsaufwand  Grundgeschäft Zinsvergütung Rückzahlung Euribor Zinsen Zinsbelastung aus (Swap) Festsatz Zinsbelast-ung insgesamt Zinssatz in %
2.000.000 -16.785 7.840 -7.564 -16.509 3,23
2.000.000 -16.431 7.583 -7.482 -16.329 3,23
1.335.000 -10.799 4.893 -4.994 -10.900 3,23
1.335.000 -10.747 4.776 -5.049 -11.020 3,23
1.335.000 -10.747 4.776 -5.049 -11.020 3,23
1.335.000 -10.697 4.792 -4.994 -10.900 3,23
670.000 -5.410 2.479 -2.479 -5.410 3,23
670.000 -5.565 2.568 -2.534 -5.530 3,23
670.000 -5.773 2.712 -2.589 -5.651 3,23
670.000 -5.736 2.740 -2.534 -5.530 3,23
insgesamt -98.689 45.160 -45.270 -98.799 3,23

 

Aus dieser Darstellung wird klar ersichtlich, dass – egal wie sich der Euribor verändert – der endgültige Zinssatz bei 3,23% verbleibt, dieser sich somit aus der Kreditmarge des Grundgeschäftes über 1,75% zuzüglich des Swap-Festsatz über 1,48% ergibt = 3,23%.

Verschlechtert sich nun die Bonität des Kreditnehmers aufgrund des Rating-Ergebnisses und die Bank verlangt aufgrund ihrer Kalkulationstools eine höher Kreditmarge im Grundgeschäft, angenommen auf 2%, erhöht sich somit der angebliche Festsatz auf 3,48%.

Die Ratingsysteme der Banken sind jedoch sehr unterschiedlich. Auch ist nicht bekannt, wer dieses Ratingsystem erstellt hat, auf welche statistischen Informationen zurückgegriffen werden, wie und wo (London oder New York?) es gepflegt wird und ganz wichtig, ob die abgegebenen Informationen vom Bankbetreuer richtig interpretiert und in die entsprechenden Fragebögen eingegeben wurden.

Insofern besteht hier ein erhebliches Unsicherheitspotenzial neben dem Blick auf die künftige Entwicklung des Unternehmens.

Allerdings kann ein Zinsswap bei stabiler und sich verbessernder Unternehmensbonität (Senkung Kreditmarge im Grundgeschäft) sowohl über erhebliche (flexible) Vorteile als auch Nachteile verfügen und zwar über seinen Wert.

Der Zinsswap ist ein vom Grundgeschäft völlig losgelöstes, aber zum Grundgeschäft nur parallel geschaltetes Zinsgeschäft, letztlich ein Recht, welches separat bewertet werden kann.

Wird der Kredit des Grundgeschäftes nicht mehr benötigt  und kann er aufgrund seiner variablen Verzinsung aufgelöst werden, kann ein solcher dann übrig gebliebener Zinsswap verkauft werden. Besteht zum Zeitpunkt des Zinsswapsverkaufs ein höheres Zinsniveau als bei dessen  Abschluss, erhält dieser Zinsswap aufgrund der positiven Zinsspanne (Einkauf erfolgte zu einem niedrigeren Zins) gerechnet auf den Kredit einen positiven Wert.

Allerdings kehrt sich dieser flexible Vorteil in einen Nachteil um, wenn zum Zeitpunkt des Zinsswapverkaufs das Zinsniveau  niedriger ist als beim Kauf aufgrund der dann eingetretenen  negativen Zinsspanne (Einkauf erfolgte zu einem höheren Zins) zum Kredit.

Diese Werte müssen in den Bilanzberichten ausgewiesen werden, erfordern evtl. Zusatzkosten des Wirtschaftsprüfers und können bei erheblichen negativen Werten zu gewissen Irritationen bei den Kreditgesprächen mit den Banken führen.

Für die Banken hat ein Zinsswap den Vorteil, dass dieser eingekaufte Zinssatz an den Kreditnehmer weiter gegeben wird, die Bank somit keine  Refinanzierungsprobleme bei steigenden Zinssätzen hat. Außerdem ergeben sich beim Weiterverkauf an den Kreditnehmer nicht unbedeutende Margengewinne, dieses Geschäft ist somit lukrativ.

Fazit:

Da in den letzten Jahren die Zinsen tendenziell gefallen sind, weisen die meisten Zinsswaps derzeit negative Werte aus. Ob jetzt mit Blick auf eine positive Wertentwicklung eines Zinsswaps der richtige Zeitpunkt für den Abschluss eines solchen ist, muss offen bleiben, da keiner sagen kann, wohin die Zinsen noch gehen (japanische Verhältnisse?). Besser wäre daher bei Investitionen eine feste Kalkulationsgröße, welche man über einen festen Zinssatz erhält, zumal die „Zinsswap-Festsätze“ größtenteils höher sind aufgrund der damit argumentierten Flexibilität.

November 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

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