Erst kürzlich veröffentlichte der bekannte Ökonomieprofessor Peter Bofinger im Handelsblatt an einem Beispiel eine sehr treffende Definition des Bitcoins, welches für ähnlich geschaffenen Kryptowährungen gilt und zwar wie folgt (Auszüge davon):
„Wer Bitcoin kauft, sollte wissen, was er dabei erwirbt. Stellen Sie sich vor, Herr Müller kommt auf die Idee, eine Million Scheine drucken zu lassen, auf denen „ 100-Müller-Coin“ steht und zugleich der Hinweis, dass der Inhaber des Scheins keinen Rechtsanspruch gegen Herrn Müller hat. Die Scheine sind durchnummeriert und Herr Müller verpflichtet sich notariell, keine weiteren Scheine in den Umlauf zu bringen. Er organisiert Würfelabende mit Freunden, in denen er die Scheine in den Umlauf bringt. Wer mit drei Würfeln drei Sechsen würfelt, bekommt einen Schein. Und damit das Ganze nicht zu schnell geht, wird bei den Würfelabenden im Laufe der Zeit mit immer mehr Würfeln gespielt. Der Coup ist perfekt, wenn es gelingt, andere Menschen zu überzeugen, die Müller Coins gegen Euro oder sonstige Währungen als Investment anzukaufen.
Von der ökonomischen Logik ist Bitcoin nichts anderes als eine digitale Version des Müller-Coins. Nur werden Bitcoins nicht in einem transparenten Würfelspiel, sondern in einem komplexen, extrem energieintensiven Prozess geschaffen, genannt Mining. Aber auch hier hat der Inhaber keinen Anspruch gegenüber dem Emittenten. Die frühen „Miner„ machen den Emissionsgewinn, weil es am Anfang besonders leicht und billig ist, an die Coins zu kommen. Der unbekannte Schöpfer des Systems und seine frühen Mitstreiter dürften dazu gehören. Heute ist der Schwierigkeitsgrad des Bitcoin-Minings 20.000 Billionen Mal höher als 2009.
Häufig hört man, dass es auch für Banknoten keinen Einlösungsanspruch gibt. Aber Euro-Banknoten sind gesetzliches Zahlungsmittel, und die EZB hat ein Monopol auf die Notenemission, während der Bitcoin in einem immer intensiveren Wettbewerb mit rund 8.000 Kryptowährungen steht. Der Wettbewerbsdruck durch neue Emittenten ist auch ein fundamentaler Unterschied zu Gold, dem keine neuen chemischen Elemente seine besondere Stellung streitig machen werden. Die fehlende Einzigartigkeit ist daher die Achillesferse von Bitcoin.“
Was kann man aus dieser Definition von Herrn Bofinger schließen? Doch nichts anderes, als dass es sich bei diesen Kryptowährungen nur um eine absolut heiße Luft ohne irgendwelcher Substanz handelt, welche zeitweise von irgendwelchen Protagonisten wie Musk, Thelen, Maschmeyer & Co hochgejubelt werden, um damit auf den Rücken der leichtgläubigen Anleger Kasse machen zu können.
Dieser Kryptowährungs -Hype hat zwischenzeitlich dazu geführt, dass so insolvente Staaten wie Venezuela eine staatliche Kryptowährung, den Petro, geschaffen haben, um damit einen Hebel einer weiteren Ausbeutung des venezolanischen Volkes in die Hand zu bekommen. Das allein spricht schon Bände.
Da dieses Mining nur in einem extrem energieintensiven Prozess gewonnen werden kann, ist die Ankündigung von Musk, dass er 1,5 Milliarden US$ in Bitcoins investiert hat und Bitcoin auch als Zahlungsmittel akzeptieren will, eine Ohrfeige für die Klimapolitik, welche Tesla, sein operativ verlustreiches Herzstück, den eigentlich Aufwind gebracht hat.
Es wiederholt sich alles. 1637 hatten wir die Tulpenmanie, in der für eine Tulpenzwiebel 600.000 Gulden bezahlt wurden, die dann in kürzester Zeit wertlos wurde, jetzt haben wir die Bitcoin-Manie.
Gierige Dumme wird es immer geben, auch die dazu gehörigen Rattenfänger.
Ohlsbach, den 9. Februar 2021
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”