Boeing`s Desaster wegen Rückkauf eigener Aktien

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In diesem Blog wurde bereits in vielen Beiträgen vor den schädlichen Auswirkungen des Rückkaufs von eigenen Aktien gewarnt.

Die aktuelle und die vergangenen Krisen der letzten Jahre bei Boeing sind letztlich auf den Rückkauf eigener  Aktien in der Zeit von 2013 bis 2019 mit einem Volumen von US$ 43 Milliarden zurückzuführen und zeigt ganz deutlich, wie sich solche Rückkäufe eigener Aktien sehr negativ auf die Entwicklung und Existenz eines Unternehmens auswirken.

Anstatt diese Summe in einen funktionierenden Betrieb (u.a. in die sehr wichtige Qualitätssicherung) zu investieren und Reserven zu schaffen, wurde damit hauptsächlich der Börsenkurs gepuscht und Personalaufwendungen in  Form von Aktienoptionen für die Vorstände und Führungskräfte letztlich in der Bilanz aktiviert.

Anders ausgedrückt, das Unternehmen wurde mit Blick auf Einzelinteressen Weniger, welche nicht mit dem Interesse des Unternehmens in Einklang zu bringen sind, regelrecht in eine finanzielle Schieflage gebracht, böse Zungen sagen auch ausgenommen.

Während dieser Zeit wurden die Lieferanten von Boeing zwecks Erhöhung des Boeing  Ertrags genötigt, ihre Preise zu senken, alles mit dem wesentlichen Blick auf einen höheren Börsenkurs mit der Folge, dass die Lieferanten die Personalkosten durch Entlassungen senken mussten, letztlich eine typische einfaltslose Empfehlungen von Unternehmensberatern, wie bei vielen solcher Fälle. Hinzu kam dann noch die Pandemie, so dass sowohl bei Boeing als auch bei den Lieferanten aufgrund des Kostendrucks auch die besten Mitarbeiter und Spezialisten von sich aus  das Feld räumten und somit Pfusch bei den abgelieferten Produkten nicht ausblieb.

Dieser Pfusch führte vor 5 Jahren zum Absturz zweier Flugzeuge mit insgesamt 346 Todesopfern und zu sehr teuren Rückrufaktionen, welche Boeing  ab 2019 bis 2022 Verluste vor Steuern in Höhe von insgesamt 26,79 Milliarden US$ einbrachten.

Zusammen mit den zurückgekauften eigenen Aktien auch der vielen Vorjahre in Höhe von insgesamt 50,8 Milliarden US$ (eigene Aktien reduzieren das Eigenkapital)  musste  Boeing per 31.12.2022 – wie auch im Vorjahr – ein  Negativkapital über  insgesamt  15,9 (Vj.14,8) Milliarden US$ ausweisen  und kann somit als Insolvenz gefährdet betrachtet werden. Hätte man keine eigenen Aktien zurückgekauft, hätte Boeing noch über ein positives Eigenkapital von 34,9 Milliarden verfügen können und wäre gewappnet gewesen für die vielen Risiken in dieser Branche, so auch jetzt mit den sich ankündigenden weiteren Misslichkeiten.

In 2024 erlebten aktuell  177 Passagiere der Alaska Airline ein Alptraumszenario. Während eines Flugs verlor eine Boeing  737 Max 9  eine verschlossene Ausgangstür  in 5.000 Meter Höhe, worauf der Kapitän sofort den Flug abbrach und wieder landete. Opfer gab es keine, was wäre aber passiert, wenn das Flugzeug die reguläre Flughöhe von 12.000 Metern erreicht hätte.

Konsequenz daraus war dann ein Startverbot aller Mittelstreckenjet des Typs 737 Max, eines der Flagschiffe von Boeing, die daraus resultierenden Kosten dürften Boeing nun in noch weit höhere Problemzonen bringen.

Erschwerend kam nun hinzu, dass vor wenigen Tagen ein Riss in der Cockpitscheibe eine Maschine des Typs Boeing 737-800 zur Landung  in Japan zwang. Die Maschine war dadurch zwar nicht in Gefahr, zeigt aber, mit welchen Qualitätsproblemem Boeing auch bei Maschinen  anderen Typs zu kämpfen bzw. welche hohe Defizite Boeing bei der Qualitätskontrolle zu bewältigen hat. Wer will da noch in ein Boeing Flugzeug steigen.

Für die Bewältigung dieser  Probleme benötigt Boeing frisches Kapital und vermutlich auch ein grundlegend anderes Management. Jetzt könnte sie die zurück gekauften eigenen Aktien wieder auf den Markt werfen, Frage ist nur zu welchen Preis und ob die Investoren die Aktie eines Insolvenz gefährdeten Unternehmens noch haben wollen.

Bedenkt man noch, dass der CEO David Calhoun, der seit 2021 an der Spitze von Boeing steht, kein technischer Experte ist, sondern seine Expertise aus aus dem Private Equity Bereich, zuletzt bei Blackstone, geschöpft hat, wird die Investmentbank-Denke sowohl des Aufsichtsrates als auch des Managements klar und stellt eine technische Weiterentwicklung infrage.

Diese negative Boeing Story wird sich in Zukunft leider vielmals wiederholen, da der Rückkauf eigener Aktien, eine Cash-Cow der Investmentbanker, leider zum Tagesgeschäft der kurzfristig denkenden Vorstände geworden ist.

Besonders irritierend sind solche Rückkäufe bei Banken, welche ihren Kunden ständig Vorträge über eine gesunde Bilanz halten, selbst aber nicht daran denken. Deutsche Bank und Commerzbank spielen auch auf diesem Klavier des Rückkauf-Hypes

Wichtig ist es daher, sich bei Anlagen in Bank- und Unternehmensanleihen stets auch die Aktivseite  der Bilanz näher anzusehen, da sich dort die Eigenkapital reduzierenden eigenen Aktien sowie die fraglichen Werte der goodwills und sonstiger immaterieller Anlagegüter befinden, welche teilweise in der Gesamtheit höher sind als das Eigenkapital, so wie bei Boeing.

Auch zeigen solche Bilanzstrukturen, dass das Management dieser Unternehmen hauptsächlich an die Aktionäre und ihr eigenes Portfolio denkt und weniger an die Mitarbeiter und damit an die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Ohlsbach, den 16. Januar 2024

Elmar Emde

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