E-Mail an Kengeter

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Der Gastkommentar im Handelsblatt vom 28. November 2016 von Herrn Kengeter, Chef der Deutschen Börse, mit der Überschrift “Brücke für ein neues Europa bauen”, veranlasste mich dazu, mit dem u.a. E-Mail Herrn Kengeter darauf zu antworten. Herr Kengeter kann als einer der maßgeblichen Vertreter des Investmentbankings angesehen werden, welches keine Brücken zu beiden Ufern baut sondern nur solche mit Einbahnstraßen. Das hat zu den politischen Verwerfungen weltweit geführt und es gibt leider keinerlei Anzeichen dafür, dass sich daran etwas.

Auf das E-Mail habe ich bis dato keine Antwort erhalten.

 

“Sehr geehrter Herr Kengeter,

ich beziehe mich auf Ihren Kommentar mit dem Titel “Brücke für ein neues Europa bauen” im Handelsblatt vom 28. November 2016.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum in den USA und in Europa die populistischen Gedanken einiger Exponenten so großen Zulauf bekommen? Die Antwort kann man im Brexit finden, für den die Mehrheit der Briten – zumindest die abgestimmte Mehrheit – gestimmt hat und das in einem Land, welches zu einem nicht unerheblichen Teil von der internationalen  Finanzindustrie lebt, letztlich aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung mitgenommen hat zu Gunsten Weniger mit unverschämten Bonis und Gehaltszuwendungen.

London ist das Zentrum des europäischen und teilweise neben der Wallstreet des weltweiten Investmentbankings, welches nur wenige begünstigt, die große Masse der Sparer und Anleger in einer perfiden Art und Weise tagtäglich benachteiligt, wenn nicht sogar ausraubt. Ich nenne London die Räuberhöhle der Investmentbanker.

Das britische Rechtssystem begünstigt diese Raubzüge weltweit und lässt bei kritischen Fällen, wie zum Beispiel bei der Scholz Holding, die Anleger in einer ebenfalls perfiden, aber leider legalen Art und Weise in die Röhre schauen.(nachträgliche Anmerkung des Verfassers: Ist das evtl. der Grund für die Sitzverlegung des angestrebten Zusammenschlusses der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange nach London?)

Das Investmentbanking baut keine Brücken für beiden Seiten des Ufers, sondern nur Brücken mit Einbahnstraßen zu Gunsten des Kapitalmarktes und lässt die Anleger mit dem verschlüsselten Risiko letztlich im Regen stehen. Hauptziel des Investmentbankings ist die komplexe Verstrukturierung von Risiken, ohne selbst Risiken zu übernehmen und drückt diese Risiken letztlich den unbedarften Anlegern auf, welche damit die hohen Bonis Ihrer Branche unbewußt bezahlen.

Jetzt höre ich schon Ihre Argumente in Richtung Ausbau der Kapitalmarktstruktur und Schaffung von Marktliquidität. Auf den ersten Blick alles richtig, nur was soll ein Rentner oder Handwerker, welche die Regularien der täglich sich verändernden Strukturen der strukturierten Finanzprodukte nicht verstehen, die zudem noch gespickt sind mit Derivaten, welche teilweise schon ein Eigenleben führen und von den Strukturierern bald selbst nicht mehr verstanden werden, damit anfangen.

Mit dem Auftauchen des Investmentbankings begann der langsame Tod der Banken, welche das Kreditrisiko  mehr oder minder professionell gemanagt haben  und damit den Anlegern Sicherheit für ihre Anlagen gaben. Nunmehr müssen die Banken ihre Kredite an irgendwelche Institute verkaufen, welche diese strukturiert an die Investmentfonds weiter verscherbeln zwecks Weiterverkauf an die Anleger, der somit wiederum unbewusst zur Bank, zum Kreditgeber mutiert.  Jetzt höre ich wieder die Argumente der Diversifikation und Risikostreuung, womit man aber nur die guten Einkommensquellen der Investmentbanker und deren Organisationen zu Lasten dieser Anleger zudecken will.

Mit dem neuen Marktsegment, welches auch für Kleinbetriebe schon Börsengänge ermöglichen soll, nimmt man den Banken wiederum Geschäftsmöglichkeiten weg und braucht sich daher nicht wundern, wenn es bald keine kommerziellen Banken mehr gibt. Die Beratung  dieser Unternehmen für das neue Marksegment soll natürlich nur von Investmentbankern erfolgen, vermutlich das Team, welches Ihr Haus im Internet veröffentlicht hat. Bitte um Nachsicht, diese Damen und Herren machen den Eindruck eines Studentenclubs und lässt vermuten, dass diese nur über eine sehr begrenzte Risikoerfahrung verfügen. Es scheint sich alles zu wiederholen.

Gespannt bin ich auf die Richtlinien für dieses Marktsegment, welche bis dato noch nicht existieren sollen.

Zu der verqueren Situation der Banken  hat im Übrigen auch der Oberinvestmentbanker Draghi und sein Deputy Dombret, ebenfalls Investmentbanker,  der noch dazu der oberste Bankenaufseher ist, durch den geschaffenen Anlagenotstand zu Gunsten des Investmentbankings maßgeblich beigetragen. Die Begründungen hierfür wegen Inflation 2% sind reiner Mumpitz und nur für die Dummen gedacht. Investmentbanking ist das Ziel, um die Risiken der Banken und die Schulden der  Staaten auf breitester Basis an die unbedarften Anleger weiter reichen zu können. Die größtenteils stattgefundene Auflösung der Risiken der Bad Banks ist ein deutliches Indiz dafür.

Sie als Investmentbanker, der zudem mit dem Teufelszeug der CDO`s gehandelt hat und welche noch in vielen europäischen Banken schlummern, haben zu dieser Situation ebenfalls beigetragen und ich habe nie verstanden, warum Sie dann auch noch Chef der Deutschen Börse geworden sind. Ihr Kollege (in London) ist ja auch ein Investmentbanker wie viele an den Schaltstellen der Wirtschaft weltweit. Man könnte fast eine Verschwörungstheorie daraus machen, aber anscheinend ist man als Investmentbanker dazu qualifiziert (?).

Ich fürchte nur, dass diese Investmentbank-Politik wieder zu einer Situation führen wird, welche wir nach 1929 schon einmal erlebt haben und zu der damaligen Weltwirtschaftskrise, ebenfalls von Investmentbanker initiiert, geführt hat.

Ihr Investmentbanker seid nicht gut für die Welt und denkt nur einseitig. Ein Drama für die Welt.

Ich hoffe jetzt nur, dass der Zusammenschluss mit London nicht stattfinden wird.

Mit freundlichen Grüßen

Elmar Emde

Nachträgliche Anmerkung des Verfassers: Mit dem Zusammenschluß der beiden Börsen wird nichts Neues geschaffen – wie erst kürzlich von Herrn Kengeter öffentlich dargelegt -, sondern Altes neu und zentralisiert verpackt und kostet zudem Arbeitsplätze, wie alle Maßnahmen des Investmentbankings.

26. Dezember 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 

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Ein Gedanke zu “E-Mail an Kengeter”

  1. Bedauerlicherweise hat dasThema keinen auf Banken oder Investmentbanker beschränkten Fokus. Es geht nicht nur um die Banken.

    Es gibt in Deutschland zweifach mehr Vegetarier oder auch mehr Menschen mit Farbsehfehler als insgesamt Aktionäre. Die kleinen Aktionäre werden Schafe gleich zwar vegetarisch aber von bunten Blumen fern gehalten. Das war schon immer so.

    Nun treibt der scheinbar frei laufende mit Goldgöckchen konditionierter Hütehund des Spielsüchtigen Schäfers, die wenigen Aktionäre mit Bellen auf die Straße auf der auch LKWs fahren. Er hat zwar Tinitus aber will nun – wie jeder Master of The Universe – mit Beifall für die Mobilität der Herde gehuldigt werden, während die Strasse sich langsam rot färbt und versteht dabei nicht was er falsch macht.

    Etwas konkreter: Größter Aktionäre der LSE ist Katar, mit Terrorfinanzierung, weil er der Sache mit dem Islam ideologisch sehr nahe stehend. Siehe Außenpolitik hier im Artikel:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Katar

    Die anderen machen nur beiläufig mit – aber halt alle:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/islamischer-staat-eu-laesst-unnoetigerweise-geldfluesse-zu-a-1127953.html

    Naja; Ich denke, jeder Gott hat Leben und Tod wohl auch nur im Visier, wenn er sich gerade besonders darum kümmert oder ihn dazu was an – fragt – oder?

    Schreiben Sie weiter Mails an Herrn Kengeter, so ist es nicht zu Ende gedacht.
    Auf wen hört er wohl eher –

    kommen sie drauf?

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